„Spätestens um 15:30 Uhr da sein!“, war die klare Ansage von Frau Lau, wider Erwarten waren tatsächlich auch alle da bis auf unsere Lehrer. Sie kamen wie so mancher Schüler kurz vor knapp, schafften es aber noch locker zur Überprüfung der Vollzähligkeit. Wir hatten uns alle von unseren Familien verabschiedet und hüpften in den Bus, welcher im Übrigen jener war, mit welchem die Steelers (Eishockeymannschaft der 2. Liga) ihre Auswärtsfahrten bestreiten.

Und so begab es sich, dass sich knapp 40 Mann auf den Weg in das Ungewisse machten; mit unseren moldawischen Busfahrern Sergej und X (er sprach nicht mit uns) ging der Spaß also los. „Ich bring euch so schnell wie geht Italien“, tönte Sergej, was im Bus große Euphorie auslöste. Ja, unsere Busfahrer, prinzipiell nette Typen, aber für Fahrzeiten, Tempolimits und das Bezahlen an Tankstellen interessierten sie sich nicht wirklich; aber auch egal. Sie lesen ja gerade diesen Bericht und somit wissen Sie ja, dass wir wieder wohlbehalten in Landau gelandet sind.

Die Fahrt verlief bis auf ein technisches Problem, welches sich auf eine Stunde verlängerte Frühstückspause umschlug, unspektakulär. Nachdem unsere Fahrer auf sämtlichen Sprachen fluchten, die keiner von uns verstand, war das Problem schließlich behoben.

Sie können es sich sich also schon denken, mit einer Stunde technischen Problemen kommt man nicht pünktlich an … wir kamen ca. 1 1/2 Stunden früher an; ich hatte erwähnt, dass Sergej und X sich nicht für Gesetze und Verordnungen interessierten?

Nun waren wir also da und wurden direkt von 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit, welche jenseits der 60 % lag, begrüßt.

Wir bekamen direkt eine Einweisung in die Lage und die Hausordnung wurde uns auch mitgeteilt. Von unseren Lehrern, Frau Lau, Frau Kreutz und Herrn Traut, bekamen wir nochmal den Hinweis, dass es sich hierbei um eine Schulveranstaltung handelt und somit auch die Hausordnung unserer Schule einzuhalten ist – selbstverständlich.

Unsere Zimmer waren noch nicht bezugsfertig und so kam es, dass der gesamte Tross sich in den Hotelpool begab um sich abzukühlen – ein super Gefühl nach circa 19 Stunden im Bus. Am Montag passierte nicht mehr viel, wir bezogen unsere Zimmer, wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und die erste bekam abends noch einen recht allgemein gehalten Vortrag über das Mittelmeer – nicht uninteressant.

Der Dienstag begann dann spannend, für die erste Gruppe stand gleich morgens Schnorcheln auf dem Programm, also der Programmpunkt, mit welchem Fr. Lau uns gelockt hatte. Wir fuhren an den Hafen von Casalvelino Marina und begaben uns auf das Schnellboot; sollten Sie vorhaben, diesen recht unspektakulären Hafen besuchen zu wollen, möchten wir Ihnen mitteilen, dass es dort richtig schön stinkt. Der Grund: „Die Idioten haben den Hafen falsch herum, also in die Strömung gebaut“, so einer unserer Guides. Also genug gejammert, wir waren nach circa fünf Minuten Fahrt am Spot und begaben uns ins Wasser. Wir waren zwar alle in kurzen Neopren eingehüllt, jedoch waren wir von der Wärme dieses Mittelmeers mehr als überrascht – wärmer als im Freibad Edesheim war mein erster Gedanke. Wir begannen direkt mit dem Schnorcheln und sahen viele Tiere und Pflanzen, welche uns am Vorabend in der Präsentation vorgestellt wurden: Seeigel, Seegurken, zahlreiche Fische unterschiedlichster Art, Korallen, Seegras, Algen. Einer unserer Mitschüler meinte später zu mir: „Ey, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich habe kurz einen Hai gesehen, aber wie gesagt, ich bin mir nicht sicher.“

Nach einer Stunde Schnorcheln, die leider viel zu schnell vorbei ging, kletterten wir wieder in unser Boot und fuhren zurück in den Hafen und von dort aus in unser Hotel. In der Unterkunft angekommen begannen wir mit der Nachbereitung und hielten Vorträge über gesehene Tiere. Während die erste Gruppe mit der Nachbereitung beschäftigt war, war die zweite Gruppe am Schnorcheln, diese erhielt ihren Vortrag am Dienstagmorgen. Den Dienstagnachmittag ließ Gruppe Eins entspannt mit Baden im Meer und italienischem Gelato ausklingen in dem Wissen, dass der Mittwoch ein anstrengender Tag werden würde. Nach dem Abendessen gab es wie an jedem Abend ein Briefing über den morgigen Tag, Napoli und Pompeji standen auf dem Programm. Abends wurde kurz mit alkoholfreien Cocktails und Softdrinks der Tag gefeiert und dann waren alle pünktlich zur Nachtruhe auf ihren Zimmern (Sie erinnern sich an die geltende Hausordnung).

Der Mittwoch begann um 06:30 Uhr, direkt nach dem verfrühten Frühstück fuhren wir mit unseren dem Hotel verwiesenen Busfahrern Richtung Napoli – ich bin mir ziemlich sicher, dass es Sie nicht verwundert, dass unsere Busfahrer des Hotels verwiesen wurden. Nach zwei Stunden Busfahrt waren wir also in Napoli, der Hauptstadt der Camorra (italienische Mafia). Wir stiegen schnell aus, da wir in feinster italienischer Manier auf der Straße geparkt hatten. Wochenmarkt, Schwarzmarkt, der Dom von Neapel, Pizzeria „Di Matteo“ und die Krippenbauergasse waren Sehenswürdigkeiten, welche uns von unserem Guide in zu kurzer Zeit gezeigt wurden – sollten Sie mal im Süden des italienischen Stiefels unterwegs sein, planen Sie definitiv einen Tag in dieser Stadt ein.

Um 13 Uhr sprangen wir in unseren Bus und fuhren nach Pompeji. Auf der Fahrt nach Neapel sahen wir im Bus schon eine Doku über den Ausbruch des Vesuvs und wussten schon auf theoretischer Ebene, was dort passiert war. Dort dann angekommen, und nach dem Gruppenbild, erkundeten wir in Kleingruppen die riesige Ausgrabungsstätte – Faszination beschreibt unseren gemeinsamen Konsens ganz gut. Sie müssen sich das etwa wie in einem Asterix-Comic vorstellen – also jetzt nicht Obelix wie er Römer verschlägt, nein, sondern die Stadt an sich, dieser antik-römische Baustil, die Innenhöfe, die Säulen, all das mal in live und in einer solchen Anzahl und Dichte zu sehen war ein riesiges Privileg, welches wir gerne sehr viel länger als nur knappe 100 Minuten genossen hätten. Abends waren wir recht platt, sprangen aber natürlich noch kurz in den Pool, um uns abzukühlen. Abendessen, Briefing und ins Bett.

Für Donnerstag stand ein Vortrag über Hartböden und Fluoreszenz, Wassersport und Nachtschnorcheln an, eines unserer absoluten Highlights. Wir gingen abends in unsere, dank der Klimaanlagen, gekühlten Zimmer und schliefen zügig ein. Als wir morgens aufstanden und einer unserer Mitschüler vorbeikam, welcher aus einem Zimmer mit defekter Klimaanlage stammte, meinte er nur: „Alter, bei euch kondensiert das Wasser an der Haustür, ich hab gedacht bei euch drinnen schneit es!“ Ich will nicht sagen, dass wir die Fenster öffnen mussten um nicht zu erfrieren, aber es könnte so gewesen sein … Am Donnerstagmorgen bekam die erste Gruppe den Vortrag zu hören und mikroskopierte Seepocken (Euraphia depressa) sowie Napfschnecken (Patella caerulea); auch wenn manche skeptisch in den Bio-Raum gingen, waren wir am Schluss doch alle interessiert und arbeiteten so professionell wie echte Meeresbiologen. Aber wenn wir Ihnen jedoch eines aus dieser Studienfahrt auf fachlich-wissenschaftlicher Ebene mitteilen können, dann, dass viele Meeresbewohner vom Aussterben bedroht sind und dass sich jeder überlegen sollte, ob er/sie/es unbedingt soviel Fisch oder Meeresfrüchte konsumieren muss. Es gibt Menschen auf dieser Welt, die diese privilegierte Entscheidungen nicht treffen können weil sie keine Wahl haben (- Moralapostel Ende -).

Während also wir unseren Vortrag verfolgten, war die zweite Gruppe kräftig mit Stand-Up-Paddling und Ähnlichem beschäftigt. Beim Mittagessen wurde sich kurz ausgetauscht und dann ging es für Gruppe eins aufs Meer: Katamaran segeln und SUP waren Programmpunkte, welche echt cool waren, wobei sie jedoch SUP auf einem See nicht mit SUP auf dem Meer vergleichen können – dort gibt es sowas, das sich „Wellen“ und „Seegang“ schimpft. Aber dieser Wassersport-Nachmittag war lustig und cool, so cool, dass wir beinahe vergaßen, dass das Nachtschnorcheln noch auf dem Programm stand. Zurück im Hotel, schnell zu Abend gegessen, Neopren ausgeliehen und dann ging es um 20:30 Uhr wieder Richtung Hafen, diesmal standen zwei Schnellboote für uns bereit. Wir fuhren hintereinander auf das ruhige, nächtliche Meer hinaus und als mir einer meiner Mitschüler zurief „Junge, wie verdammte Navy SEALs sehen wir aus!“ lachte ich und stimmte ihm zu. So um die 30 junge Menschen in schwarzen Neoprenanzügen auf dem Weg mit Tauchausrüstung aufs offene Meer hinaus, ja, das hat schon was von einer Doku über die Kampfschwimmer oder die Navy SEALs.

Wir waren an unserem bekannten Spot angelangt und waren mit vielen Guides in Kleingruppen unterwegs, die Stimmung war besonders und Meeresfluoreszenz und Biolumineszenz sind Naturschauspiele, die einem bei genauerer Überlegung schon unter die Haut gehen. So kleine Lebewesen können leuchten und der Mensch, der sich selbst als die „Krone der Schöpfung“ betitelt, nicht. Naja, wir können Chemikalien in Meere kippen oder spritzen Tieren leuchtende Chemikalien unter die Haut, also sind wir schon krasser und besser (- Moralapostel Ende -). Diese 45 Minuten Nachtschnorcheln waren besonders, nicht weil wir so viele Tiere sahen, ganz im Gegenteil, sondern weil diese Naturschauspiele sehr speziell und einprägsam waren. P. S.: Ich bin als einer der letzten aufs Boot und habe vor dem Aufsteigen nochmal kurz unter mich geblickt und sah da ein Sepia (für alle Nicht-Biologen: eine Oktopusart), also gab es doch noch etwas Fauna für mich. Wir kamen so gegen 22 Uhr wieder zurück und feierten mit vielen alkoholfreien Cocktails diese Studienfahrt und schlossen noch nette Bekanntschaften mit einer Jugendgruppe aus Wuppertal, nette Leute gibt’s also scheinbar nicht nur in „de Palz“.

Am Freitag war dann Abreise angesagt; ich glaube alle hätten gerne verlängert, was leider nicht ging. Wir vertrieben uns die Zeit mit sehr gutem Espresso, Tischkicker und Billard. Um 13:30 Uhr war es dann soweit, die Rückfahrt begann und uns wurde in letzter Minute das versprochene Olivenöl und der versprochene Büffelmozzarella zugeladen. Wir kamen gegen 07:30 Uhr am Samstag an und wurden von unseren Familien abgeholt. Eine wahnsinnig coole Woche ging zu schnell zu Ende und wir wuchsen als Stufe noch mehr zusammen; nun waren wir auf die Erzählungen unserer Mitschüler von anderen Kursfahrten gespannt und schliefen erstmal unser Defizit nach.

Vielen Dank an Fr. Lau für die sehr aufwendige Organisation und Planung; auch ein großes Dankeschön geht an Herrn Traut und Frau Kreutz, die sich in Kombination mit Frau Lau als erstklassiges Führungstrio bewiesen.

Eine sehr angenehme Gestaltung der Fahrt wurde uns geboten, wobei das Menschliche sowie das Fachliche nie zu kurz kamen. Wir hätten definitiv kein besseres Lehrer-Trio erwischen können, nochmals vielen Dank.

Ein ebenso großes Dankeschön an Tim Schlindwein, welcher mit seiner privaten Kameraausrüstung diese Fahrt ablichtete und ein Danke an alle Mitschüler für das reife Verhalten.

- Philipp Christ -